von: Rebecca Bötticher
Wir Töchter beruflich Reisender sind viel Action und Trubel gewohnt und dennoch ist die Situation hier im Landtag für uns etwas völlig Neues. In unserem Alltag zwischen Kirmes und Schule sind wir gezwungen, spontan, flexibel, belastbar und leistungsfähig zu sein.
Hier im Landtag geht es zu unserer Überraschung nicht so gesittet zu, wie wir es noch vor Beginn dieses Projektes erwartet hätten. Deutlich wird dies vor allem in den Plenarsitzungen. Obwohl eine Sitzung bereits durch den Landtagspräsidenten eröffnet wurde und der erste Redner am Pult steht und spricht, begrüßen Zuspätkommende in aller Ruhe ihre Kolleginnen und Kollegen scheinbar ohne Rücksicht auf den vorne Redenden.
Das bringt nicht nur Unruhe, es wirkt für uns als Beobachter auch etwas geringschätzig. Immer wieder gibt es Zwischenfragen, diese sind das gute Recht eines jeden Abgeordneten. Die auftretenden Zwischenrufe, bei der einen Debatte häufiger und bei der anderen seltener, erscheinen dem Redner bzw. der Sache gegenüber meist etwas unfair. In einem besonders störenden Fall greift der Landtagspräsident ein und ermahnt zur Ruhe. Uns erinnerte er in diesem Moment an einen Dompteur, der vor einem Käfig wilder losgelassener Tiere sitzt und versucht, diese zu bändigen. Meist wird es nach einer Ermahnung relativ schnell wieder ruhig im Saal und dem Redner kann die Aufmerksamkeit geschenkt werden, die er verdient.
Offensichtlich müssen Abgeordnete also die gleichen Fähigkeiten besitzen wie wir, um in manch einem Moment nicht die Fassung zu verlieren und um auf Zwischenfragen ohne Probleme antworten zu können.
Die Frage, ob Politiker auch auf der Kirmes eine so gute Figur machen würden (wie wir), bleibt offen.
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