Das LongGold-Projekt an der Wilhelm-Raabe-Schule
Wie entwickelt sich Musikalität im Alter zwischen zehn und 20 Jahren? Warum finden manche Menschen einen Zugang zu Musik und halten Musik für einen wichtigen Bestandteil ihres Lebens und andere nicht? Und wie verändern sich unsere geistigen Fähigkeiten und unsere Persönlichkeit, wenn wir Musik lernen?
Diese Fragen möchte die LongGold-Studie beantworten, an der seit dem Schuljahr 2017/2018 bisher 323 Schülerinnen und Schüler der WRS teilgenommen haben. Die Studie wird von einem Forschungsteam der Goldsmiths University of London und der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover durchgeführt. Das Besondere an der Studie ist, dass sie auf einen langen Zeitraum angelegt ist. Anders als die meisten vorherigen Studien zur musikalischen Entwicklung, bildet die Studie nicht nur eine Momentaufnahme ab, sondern wird einmal jährlich an der WRS durchgeführt. Im Laufe des Projekts werden Kinder und Jugendliche von der 5. bis zur 11. Klasse mit der Studie begleitet werden. Die Teilnahme an der Studie ist anonym und die SuS können nur teilnehmen, wenn die Erziehungsberechtigten einverstanden sind.
Immer im Februar des Jahres absolvieren die Schüler*innen auf Tablets verschiedene Tests zu kognitiven, sozialen und musikalischen Fähigkeiten. Beim Test zum melodischen Gedächtnis müssen die Schüler*innen zum Beispiel beurteilen, ob zwei kurze Melodien identisch sind oder sich in einem Ton unterscheiden. Bei dem Test zur Beat-Wahrnehmung muss dagegen angegeben werden, ob ein Metronom richtig im Takt mit der Musik zu hören ist oder leicht daneben ist. Alle Fragebögen und Tests der Studie können hier angesehen werden.
An dem Forschungsprojekt LongGold sind neben der WRS weitere Schulen in Hannover, Hessen, Baden-Württemberg, Großbritannien und Italien beteiligt. So ist die WRS Teil eines großen internationalen Forschungsprojekts, dessen Ergebnisse am Ende allen Schülerinnen und Schüler zu Gute kommen soll und nicht nur denen, die ein Instrument spielen.
Erste Ergebnisse der bisherigen Testungen zeigen, dass musikalische Aktivität mit guten Schulnoten verknüpft ist. Auch zeigen die bisherigen Ergebnisse deutlich, dass musikalische Wahrnehmungsfähigkeiten eng mit Intelligenz und dem Arbeitsgedächtnis zusammenhängen. Dabei profitieren sowohl leistungsstarke, aber auch die eher leistungsschwachen Schülerinnen und Schüler deutlich vom aktiven Musikmachen in der Freizeit. Musikbezogene Fähigkeiten entwickeln sich aber unterschiedlich. So verbessert sich von Klasse 5 bis 9 die Wahrnehmung eines Beats oder die Fähigkeit, Veränderungen in einer Melodie wahrzunehmen, während die Fähigkeit, Verstimmungen (Intonation) in einer Stimme wahrzunehmen, über die Klassenstufen gleich bleibt. Die vorläufigen Ergebnisse der Studie konnten außerdem z. B. zeigen, dass die Überzeugung, dass musikalische Fähigkeiten veränderbar sind, eine Zunahme musikalischer Aktivitäten im Laufe der Zeit bewirkt.
Die Ergebnisse der LongGold-Studie sind bereits auf vielen wissenschaftlichen Konferenzen im In- und Ausland vorgestellt worden und die ersten Studien in internationalen Fachzeitschriften mit peer review erschienen. Alle Vortragsfolien und Fachartikel sowie weitere Informationen zur LongGold-Studie sind auf der Homepage des Forschungsprojekts zu finden.
von Miriam Eisinger und Daniel Müllensiefen
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